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Das „Nein“-sagen

Sobald dein Kind das „Nein“-Sagen für sich entdeckt, kann es für dich sehr anstrengend werden. Ein neues Aufleben der Trotzphase oder eine Durchsetzungsoffensive wird oft von den Eltern befürchtet. Allerdings kannst du das ”Nein“ – Sagen positiv deuten, auch wenn es nicht danach klingen mag. Das bewusste und zielgerichtete „Nein“ muss von Kindern zunächst erlernt werden und bedeutet für sie einen großer Entwicklungsschritt. Diese neugewonnene Willensäußerung trägt maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung deines Kindes bei und sollte stets ernst genommen werden.

Die wichtigsten Tipps zuerst

Bildnummerierung eins
Bestärke dein Kind darin, wenn es das „Nein“ bewusst verwendet.
Bildnummerierung zwei
Nimm dein Kind ernst und übergehe sein „Nein“ nicht einfach.
Bildnummerierung drei
Schlage lieber Kompromisse vor, anstatt dich gegen den Willen deines Kindes durchzusetzen.
Bildnummerierung vier
Übe das „Nein“- Sagen mit deinem Kind. Nicht alle Kinder trauen sich Fremden gegenüber zu, ihre Grenzen zu setzen.
Bildnummerierung fünf
Erkläre deinem Kind in Ruhe und mit Geduld, warum es nicht zu Allem und Jedem „Nein“ sagen kann.
Bildnummerierung sechs
Frage dein Kind, warum es etwas nicht möchte. So fühlt sich dein Kind verstanden und ihr findet gemeinsam eine Lösung.
Bildnummerierung sechs
Stärke dein Kind regelmäßig in seinem Selbstbewusstsein.
Bildnummerierung sechs
Sei deinem Kind ein Vorbild. Erkläre, warum du zu gewissen Dingen „Nein“ sagst und zu anderen „Ja“.

Entwicklungsschritte des „Nein“ – Sagens

  • Kopfschütteln:

Beispiel: Dein Baby möchte seinen Brei nicht essen und schüttelt seinen Kopf und kneift den Mund zusammen.

Das Kopfschütteln ist der Vorläufer des „Nein“. Das Kind nimmt sich als eigenständiges Wesen wahr und äußert seinen momentanen Willen.

 

  • Nein“ wird zu allem und jedem gesagt:

Beispiel: Nach einem gesagten „Nein“ wird doch alles freiwillig getan, was vorher abgelehnt wurde.

Die Bedeutung des „Nein“ wird noch nicht bewusst verwendet. Das Kind testet die Reaktionen der Eltern aus.

 

  • Die Abwägung zwischen „Ja“ und „Nein“:

Beispiel: Der Mama wird „Nein“ zum Abholen aus der Kita gesagt. Das Kind möchte bleiben und weiter spielen.

Die Bindungen werden gegeneinander abgewogen. Trotz Zweifel wird sich teils willkürlich für eine Partei entschieden.

 

  • Das „Nein“ wird bewusst angewendet:

Beispiel: Das Kind möchte zu Hause bleiben und sagt zu einer Betreuung von Oma und Opa „Nein“.

Das Kind kennt und mag die Situation eigentlich, möchte das momentan aber nicht. Es äußert bewusst seinen Willen und dies für sich begründet.

Fragen und Antworten,

zum Thema „Nein“-Sagen

Muss ich jedes ||Nein|| meines Kindes akzeptieren?
Es kommt ganz darauf an in welcher Phase sich dein Kind befindet. Wenn es allem und jedem gegenüber per se ein „Nein“ äußert, dann musst du das nicht grundlos akzeptieren. Bevor du es aber einfach übergehst, ist es wichtig zuvor das Gespräch zu suchen. Passe das Gespräch an die Situation und die Laune deines Kindes an. Eventuell braucht es etwas Trost, Unterstützung, Aufmunterung oder einfach eine gute und sinnvolle Erklärung.
Ist dein Kind schon etwas älter und du merkst, dass es ganz bewusst und überlegt zu gewissen Dingen „Nein“ sagt, dann ist das völlig in Ordnung und sollte auch akzeptiert werden. Sicherlich sollte kein „Nein“ die Grundregeln innerhalb der Familie außer Kraft setzen, dennoch sollte dein Kind wissen, dass es verstanden und ernst genommen wird.

 

 

Mein Kind lässt alles mit sich machen. Wie kann ich ihm helfen?
Kinder, die schüchtern oder etwas zurückgezogener sind, haben es manchmal schwer ihre eigenen Grenzen gegenüber anderen deutlich zu machen. Du kannst deinem Kind aber helfen, sein Selbstbewusstsein aufzubauen und mutiger zu werden. Macht einfach innerhalb der Familie oder auch mit der besten Freundin oder Freund ein paar spielerische Übungen. Wichtig ist, dass dein Kind sich wohl fühlt und den Personen vertrauen kann.
Zeige deinem Kind, was wichtig ist, wenn es anderen gegenüber Grenzen setzen möchte:

  • ein fester Stand
  • eine offene, selbstbewusste Körperhaltung
  • eine ruhige Atmung
  • eine starke Stimme
  • einen bestimmten Gesichtsausdruck
Wie lange dauert die „Nein-Phase“?
Eine genaue Dauer ist leider nicht zu bestimmen. Die extreme „Nein-Phase“ erleben die Kinder auch in sehr unterschiedlichen Alters- und Entwicklungsstufen. Manche Kinder entdecken das „Nein“ bereits in der Trotzphase mit 1 ½ Jahren, andere Kinder blühen mit ihrem Wiederstand mit vier oder fünf Jahren erneut auf. Wichtig hierbei ist für Eltern einfach Durchhaltevermögen und Konsequenz. Kinder testen die Grenzen ihrer Eltern aus und kommen aus dem „Nein“- Sagen einfach nicht mehr heraus. Noch wichtiger ist allerdings zu unterscheiden, wann das Kind mit einem „Nein“ auch wirklich ein gewolltes „Nein“ meint. Es also nicht aus Trotz „Nein“ sagt, sondern das innere Bedürfnis oder Wohlbefinden dagegenspricht. Dies ist ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt des Kindes und sollte unbedingt unterstützt werden.

 

 

Warum ist es wichtig, dass Kinder „Nein“–Sagen können?
Manche Kinder haben Schwierigkeiten damit, „Nein“ zu sagen. Doch es ist wichtig, dass jedes Kind lernt, dass es „Nein“ sagen darf und kann. Diese Fertigkeit befähigt zu mehr Ausgeglichenheit und Widerstandsfähigkeit (Resilienz). Kinder, die in unangenehmen Situationen nicht ausreichend ausdrücken können, dass sie sich unwohl fühlen, sind verletzlicher als solche, die dies können. Diese Kinder werden leider auch öfter Opfer von Mobbing und Einschüchterungen.

 

 

Das „Nein“ für schüchterne Kinder

Kinder sind sehr feinfühlig und erkennen schnell, dass ein „Nein“ auch mal zu Missstimmungen oder Disharmonie führen kann. Daher kann es auch passieren, dass sie lieber einmal mehr „Ja“ als „Nein“ sagen, aus Angst vor Streit oder Ausgrenzung.

Alle Kinder müssen lernen, ihre Grenzen zu erkennen und diese deutlich zu machen. Das erfordert natürlich auch etwas Mut.

  • Selbstbewussten Kindern fällt das „Nein“-Sagen meist leichter. Hilf deinem Kind also selbstbewusster und mutiger zu werden. Tipps hierzu gibt es in unserem Ratgeber zum Thema Mut.
  • Erkläre deinem Kind, dass es andere Personen mit seinem „Nein“ nicht automatisch vor den Kopf stößt, sondern es ganz normal ist, seinen Willen zu äußern.
  • Akzeptiere das „Nein“ deines Kindes und nimm es ernst, wenn es dir ein bewusstes „Nein“ äußert.

„Nein“- Sagen üben:

Es gibt verschiedene Übungen, wie Kinder lernen können Grenzen zu setzen und anderen dies auch mitzuteilen.

Hier zwei Vorschläge, die innerhalb der Familie aber auch in der Kita oder unter Freunden durchgespielt werden können.

  • Die Kinder stellen sich gegenüber auf. Ein Kind bleibt stehen, ein anderes Kind bewegt sich so lange auf seinen Gegenüber zu, bis dieses allein durch seinen Gesichtsausdruck zu verstehen gibt, dass es sich nicht weiter nähern soll. Alternativ kann man vorerst auch noch die Hand einsetzen, um ein Stopp-Signal zu vermitteln.
  • Die Kinder sitzen oder stehen im Kreis und sagen der Reihe nach zueinander „Nein!“ oder „Lass mich in Ruhe!“. Wichtig ist dabei auch, dies in verschiedenen Varianten zu tun – leise, ängstlich, bestimmt, wütend. Sie können dabei die unterschiedlichen Wirkungen erproben, in dem die anderen sagen, wie es auf sie gewirkt hat.

Das Mutmachlied

Sing mit deinem Kind gemeinsam das Lied und bestärke es dazu, „Nein“ zu sagen, wenn es etwas nicht möchte.

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