Teilen will gelernt sein
Dinge in Besitz zu nehmen und gegenüber anderen zu verteidigen, ist jedem Menschen angeboren. Gerade wenn Kleinkinder etwas an sich nehmen, identifizieren sie sich schnell mit diesen Dingen und für sie ist es schlicht unvorstellbar, diese wieder abzugeben. Wenn es aber doch einmal dazu kommen muss, dann endet das oft in einer Katastrophe. Äußerlich erkennbar und auch innerlich wird gerade das Weltbild des Kindes erschüttert. Es klingt dramatisch, aber Kinder müssen das Abgeben und Teilen zuerst lernen bevor sie es bewusst tun können. Wir geben dir ein paar Tipps mit denen du deinem Kind helfen kannst, das Teilen zu lernen.
Die wichtigsten Tipps zuerst
Erkläre deinem Kind den Unterschied zwischen durchsetzen und nachgeben.
Sei ein Vorbild und bleibe authentisch. Zeige deinem Kind, dass auch du mit anderen Menschen Dinge teilst.
Bleibe bei Streitigkeiten zwischen den Kindern ruhig. Eventuell finden sie in kurzer Zeit selbst eine Lösung.
Erkläre deinem Kind, dass es andere Kinder traurig macht, wenn es nichts teilen möchte.
Es ist wichtig, dass dein Kind auch Sachen hat, die es nicht teilen muss, sondern die ihm allein gehören.
Zwinge dein Kind nicht dazu, etwas abzugeben. So wird es seine Sachen zukünftig nur noch mehr verteidigen.
Manchmal braucht dein Kind auch einfach noch etwas Zeit und wird dann selbstständig sein Spielzeug abgeben. Versuche also zunächst die Situation und das Geschehen zu verlangsamen.
Hilf deinem Kind, über Gefühle zu sprechen. Frage, warum es nicht abgeben möchte.
Bringe deinem Kind bei, Konflikte zu lösen.
Arrangiere Spielbesuche für dein Kind mit Freunden. Je öfter das Teilen und gemeinsame Spielen stattfindet, desto schneller gewöhnt sich dein Kind daran.
Fragen und Antworten,
Warum fällt meinem Kind das Teilen so schwer?
Warum will mein Kind immer mit der Sache spielen, mit der gerade jemand anderes spielt?
Mein Kind geht körperlich gegen Andere vor, die ihm etwas wegnehmen. Wie soll ich reagieren?
Wenn dein Kind körperlich gegen andere Kinder vorgeht, ist es wichtig, dass du die Situation zunächst sofort unterbrichst. Dein Kind sollte wissen, dass es hier eine Grenze überschritten hat und dieses Verhalten nicht akzeptabel ist. Achte auf die Stimmungslage deines Kindes nach dieser Reaktion. Entweder kannst du gleich mit ihm darüber sprechen oder warte etwas ab, bis es sich beruhigt hat. Sprich ernst mit deinem Kind, aber bestrafe es nicht gleich oder schimpfe es aus. Frage dein Kind vielmehr, warum es so reagiert hat. Warum möchte es nicht teilen und reagiert so auf andere Kinder? Du kannst deinem Kind anschließend ruhig aber bestimmt erklären, warum Teilen dazu gehört und wie sich andere Kinder fühlen, wenn mit ihnen nicht geteilt wird. Teilen kannst du bei deinem Kind nicht erzwingen, es ist ein Prozess, der erlernt werden muss. Versuche, dein Kind in Zukunft spielerisch an das Teilen zu gewöhnen.
Sollte ich mein Kind zum Teilen zwingen?
Nein, das solltest du nicht. Ein Zwang zum Teilen würde sich bei deinem Kind nur so äußern, dass es in Zukunft seine Sachen nur noch mehr beschützen und verteidigen will. Es gibt ja schließlich auch einen Grund dafür, da ihm sein Spielzeug einfach weggenommen wurde. Kinder können so etwas nicht verstehen. Begib dich lieber in die Welt deines Kindes und finde heraus, warum es nicht teilen möchte. Eventuell hat es noch nicht fertig gespielt oder es ist einfach sein Lieblingsspielzeug. Es ist völlig in Ordnung, wenn Kinder nicht alles mit anderen teilen möchten und das sollten sie auch nicht. Denn schließlich ist die Handtasche der Mama oder das Notizbuch des Papas auch für andere tabu.
Kann ich meinen Kindern ein Spielzeug gemeinsam schenken?
Ja, das ist völlig in Ordnung. Am besten wäre es natürlich, wenn es ein Spielzeug ist, mit dem die Kinder sogar gleichzeitig oder miteinander spielen können. Dies verhindert nicht nur Konflikte, sondern fördert auch ihre Kooperationsbereitschaft. Es sollte darauf geachtet werden, dass das gemeinsame Spielzeug für die Kinder als neutral angesehen wird und es nicht zum absoluten Lieblingsspielzeug eines Kindes wird. Es kann zusätzlich helfen (je nach Spielzeugart), feste Regeln entweder in Bezug auf Dauer oder Verhalten mit dem Spielzeug aufzustellen.
Teilen wird zum Vergnügen
Teilen kann ganz schnell zum Vergnügen werden. Hier einige Vorschläge, wie du deinem Kind das Teilen spielerisch näher bringen kannst.
- Spiele mit deinem Kind und auch anderen Kindern ein Spiel, bei dem alle Spieler ein gemeinsames Ziel haben. Bei einem Puzzle beispielsweise legen alle Kinder nacheinander ein Teil an, bis das gewünschte Bild zu erkennen ist.
- Teile die Aufgaben auf. Ein Kind darf die Blumen gießen, ein anderes harkt das Laub zusammen oder hilft, die Einkäufe auszupacken. Dein Kind sieht, dass jeder eine Aufgabe übernehmen kann, aber alle gemeinsam fleißig helfen.
- Gib deinem Kind nach und nach Dinge mit, die es mit anderen Kindern gerne teilen kann. Ein paar Kekse oder Klebesticker.
- Lade oft Freunde zum Spielen ein. Je öfter dein Kind Kontakt zu anderen Kindern hat, die auch Spielzeug besitzen oder mitbringen, desto mehr wird es sich damit arrangieren, seine Spielsachen abzugeben oder auch nach Spielsachen des anderen zu fragen.
- Schneide einen Apfel unter Anleitung deines Kindes so, dass alle Kinder ein Stück abbekommen. Dein Kind soll dir sagen, wie viele Stücke ihr benötigt.
Eine Geschichte zum Teilen
Diese Geschichte kannst du zusammen mit deinem Kind nachspielen. Dazu braucht ihr nur ein paar Tierfiguren und etwas Gras. Natürlich könnt ihr die Tierfiguren auch austauschen. Lies du die Geschichte vor und lass’ dein Kind sie mit den Tieren nachspielen.
Die Geschichte vom kleinen Hasen
Auf einer Wies’ im grünen Gras
da lebt ein kleiner brauner Has’.
(den Hasen ins Grasnest setzen)
Hat Ohren lang und Beine schnell
und kuschlig weich das braune Fell.
(den Hasen hochhalten und auf die entsprechenden Körperteile zeigen)
Da sitzt er so in seinem Gras.
(den Hasen ins Gras setzen)
Doch aufgepasst! Da hört er was.
(eine hörende Geste machen, erstaunt blicken)
Von Weitem kommt die Kuh daher.
(die Kuh zum Hasen laufen lassen)
Die Hufe sind vom Laufen schwer,
ihr Magen knurrt und brummt ganz laut.
Der Has’ erschrocken zu ihr schaut.
(erschrocken blicken)
Da gibt er ihr von seinem Gras,
(etwas Gras zur Kuh legen, Kuh fressen lassen)
denn Teilen macht dem Hasen Spaß.
Da sitzt er so in seinem Gras.
Doch aufgepasst! Da hört er was.
(eine hörende Geste machen, erstaunt blicken)
Ein weißes Schaf macht vor ihm Halt.
(das Schaf zum Hasen laufen lassen)
Es kann nicht mehr, ihm ist so kalt.
(Arme um den Oberkörper schlingen, zittern)
Es bittet um ein wenig Essen,
die Kälte hat es ganz vergessen.
Da gibt er ihm von seinem Gras,
denn Teilen macht dem Hasen Spaß.
(etwas Gras zum Schaf legen, Schaf fressen lassen)
Da sitzt er so in seinem Gras.
Doch aufgepasst! Da hört er was.
(eine hörende Geste machen, erstaunt blicken)
Ein Huhn hüpft rasch des Wegs daher.
(das Huhn zum Hasen hüpfen lassen)
Der Hase hört: Es weint gar sehr.
Den ganzen Tag sucht’ es nach Gras,
doch nirgends konnt’ es finden was.
(traurig blicken, mit den Fingern herabkullernde Tränen nachstellen)
Da gibt er ihm von seinem Gras,
(etwas Gras zum Huhn legen, Huhn fressen lassen)
denn Teilen macht dem Hasen Spaß.
Die Drei bedanken sich zum Schluss,
(die Tiere nacheinander dankend vor dem Hasen verneigen lassen)
weil jeder nun nach Hause muss.
(die Tiere nacheinander abtreten lassen)
Videos
Dieses schöne Video über das Teilen kannst du dir mit deinem Kind gemeinsam anschauen. Am besten redet ihr anschließend darüber, was dein Kind besonders lieb von den Tieren fand.