Die durch die Überschrift beschriebene Situation in der Kita ist keine unbekannte. Die Kinder spielen und toben, sie basteln und lernen und beschäftigen sich mit bunten Sachen und vielen Dingen. Dabei kommt es doch schnell mal zu einer Auseinandersetzung, einer kleinen Diskussion, einem Wort und dann – fängt ein Kind an zu hauen, zu schubsen, zu beißen. Nun muss so ein Verhalten nicht gleich furchtbar schlimm sein und auf eine grundlegende Disharmonie hinweisen. Kinder versuchen sich zu wehren, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und ihren Kopf durchzusetzen. Aber wie ist das ansonsten zu beurteilen? Das leichte Hauen in der Kita, das schnelle Boxen in der Schule und das zu starke Toben mit anderen Kindern auf dem Hof, irgendwann vielleicht eine Handgreiflichkeit. Es wird leicht übersehen, dass Kinder damit meistens versuchen wollen, sich mitzuteilen. Es ist für sie oft einfach eine Möglichkeit zur Kommunikation. Denn eigentlich stecken hinter solchen Handlungen auf Seiten der Kinder ganz nachvollziehbare Motive. Sie möchten nicht ungerecht behandelt werden, wollen, dass ihnen jemand zuhört und Beachtung schenkt, eine Form von Aufmerksamkeit.

 

Emotionen und Gefühle

 

Kinder wollen Aufmerksamkeit

Das Zuhause und der Elternumgang prägen Kinder am meisten. Und wenn ihnen da kein Gehör geschenkt wird, sie vielleicht nur wenig Freunde haben, Mama und Papa arbeiten müssen und die Kinder nur auf sich gestellt sind? Wenn sie sich ständig alleine beschäftigen, wächst irgendwann aus Langeweile und Hilflosigkeit der Wunsch danach, gesehen und beachtet zu werden. Negatives Verhalten, wenn man das so benennen möchte, weist oft darauf hin, dass Kinder nicht wissen, wie sie ansonsten Aufmerksamkeit erhalten können. Das kann eine Möglichkeit sein, solche Reaktionen zu beurteilen. Ein gemaltes Bild kommt bei den abgespannten Eltern nach der Arbeit nicht mehr an und wird nur auf die Schnelle begutachtet. Etwas selbst Gebasteltes wird dann vielleicht mit einem Kopfnicken oder einer Handbewegung abgetan. Für die Kinder sind diese Dinge etwas ganz Besonderes, einige Eltern schaffen es nach einem langen Arbeitstag nicht mehr, das auch so zu beurteilen. Und dann bricht ein Kind mal aus, einfach weil es sich nicht anders zu helfen weiß und weil es merkt, dass alle Augenpaare auf es gerichtet sind, wenn es etwas Ungewöhnliches macht. Um dieser Hilflosigkeit entgegen zu wirken, ist es wichtig, Kinder zu beschäftigen – sinnvoll, kreativ und mit Freunden und der Familie gemeinsam. Es ist wichtig, dass Kinder sich auch alleine beschäftigen, aber sie sollten sich niemals einsam fühlen. Zusammen zu spielen, zu lachen, zu lernen und Neues zu entdecken, schafft Ausgeglichenheit bei den Kindern und dann auch im gesamten Umkreis.

 

Hände haltend

 

Eine kleine Gefühlswelt ganz groß

Eine vielseitige Beschäftigung mit den Kindern heißt nicht, dass es nicht auch trotzdem zu Auseinandersetzungen kommen kann. Aber eine Lösung zu finden, fällt einem grundentspannten Kind leichter. Eltern sind hierbei enge Bezugspersonen und Vorbilder und sie haben auch die Funktion zu erklären, was Kinder in dem Fall tun sollen, wenn sie selbst gehauen oder ungerecht behandelt werden. Draußen auf dem Spielplatz, in der Kita oder auch dem Schulhof. Es hat sich gezeigt, dass eine frühe Prävention und Aufklärung hinsichtlich der Konfliktlösung bei Kindern die besten Ergebnisse für die Zukunft bereit hält. Wenn noch im Kitaalter erklärt wird, dass Hauen und Treten keine Abhilfe für ein Problem darstellen, dann begreifen die Kinder das auch für die spätere Zeit in der Schule. Nach Lösungsansätzen kann dabei aktiv gesucht werden, ein Gespräch, eine Pause oder das einfache Nichtbeachten, das kommt ganz auf Situation und Kind an. Sich mitteilen und seine Bedürfnisse zu artikulieren kann jedem helfen, die gegebenen Verhältnisse besser zu verstehen. Emotional zu sein ist normal, wichtig und für Kinder muss klar gestellt werden, dass es nicht immer harmonisch sein kann – auch wütend sein ist natürlich. Nur wie geht man mit solchen Gefühlen wie Ärger, Unlust und Missmut um, bei einem selbst und bei Anderen? Das gilt es, den Kindern zu erklären. Und eine Form von Konfliktlösung finden die Kinder auch von allein, wenn sie die Grundsätze ihrer Eltern verinnerlicht haben. Sich einen eigenen Weg zu suchen, um mit Problemsituationen umzugehen, ist für Kinder ebenso wichtig wie eine führende Hand, die ihnen Erklärungen und Grenzen gibt, wenn es in diesem Fall darauf ankommt. Kinder müssen Dinge verstehen, um sie tatsächlich annehmen zu können und das geht am besten in einem Umfeld, das Acht gibt, da ist und aufpasst. Beschäftigung und Erklärung in allen Bereichen sind der Schlüssel zu einem ausgeglichenen Kind, das, wenn es irgendwo anstößt, weiß, wie es damit umgehen kann.

Text: Julius Bertram

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